Latein am Französischen Gymnasium in Berlin
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Wer hat nicht schon einmal eines dieser Wörter oder einen dieser Ausdrücke verwendet ohne zu wissen, dass es sich dabei um Latein handelt? Tatsächlich lässt sich der französische Wortschatz zu 80% aus der lateinischen Sprache ableiten. Die Kenntnis des lateinischen Grundwortschatzes ermöglicht ein besseres Verständnis der Wortbildung der europäischen Sprachen und sensibilisiert nachhaltig für die Etymologie.
Am Französischen Gymnasium in Berlin lernen alle Schüler in der 7. Klasse Latein und bekommen damit die Chance einer Einführung in die antike Kultur. Am Ende dieses ersten Jahres können sich die Schüler bewusst entweder für eine Fortsetzung des Lateinunterrichts oder für Spanisch - einer anderen romanischen Sprache – entscheiden, deren Erwerb dadurch auch erleichtert wird.
Im Laufe des Cursus, der von der 7. Klasse bis zur 9. Klasse im „Collège“ stattfindet, lernen die Schüler verschiedene Begriffe der lateinischen Sprache und verschiedene Aspekte der antiken Kultur kennen:
- die 7. Klasse ist ein Jahr der Entdeckung, in dem ermöglicht wird, sich der Funktionsweise der lateinischen Sprache, sowie dem römischen Alltagsleben anzunähern;
- in der 8. Klasse vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse der lateinischen Grammatik und der Lebensweise der antiken Römer;
- die 9. Klasse setzt sich zum Ziel, dass sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig mit einem lateinischen Text auseinandersetzen. Dank der erworbenen Kenntnisse werden sie in der Lage sein, den Inhalt eines Textes vollständig zu verstehen. Dies ist das übergeordnete Ziel, auf das im Laufe der Jahre hingearbeitet wird.
Am Ende der 9. Klasse haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihre Wahl zu überdenken: Sie können den in der 8. Klasse gewählten Fachunterricht (Latein oder Spanisch) fortsetzen oder beenden. Wenn sie möchten, können sie auch mit dem Erlernen der anderen Sprache als Anfänger beginnen.
Wird der Lateinunterricht in fünf aufeinanderfolgenden Jahren von der 7. bis zur 11. Klasse (einschließlich) durch eine Note bestätigt, die dem Durchschnitt entspricht oder darüber liegt, so erlangt der Schüler/ die Schülerin das Latinum . Dies ermöglicht es, ein Wahlfach im Baccalauréat zu belegen und kann auch bei der Berechnung der Noten für das Abitur berücksichtigt werden. Das Latinum wird für einige Universitätsstudiengänge in Deutschland vorausgesetzt.
Latein oder alte Sprachen gelernt zu haben ist ein Trumpf in der Schulausbildung: Latein zu lernen ist eine einzigartige Übung für das Denken und eine echte Gymnastik für den Geist, die es oft ermöglicht, die gemeinsamen Sprachstrukturen verschiedener europäischer Sprachen besser zu erkennen und zu verstehen.
Der kulturelle Beitrag ist ebenfalls von größter Bedeutung: Jahrhundertelang war es für große Autoren undenkbar zu schreiben, ohne sich von den Alten inspirieren zu lassen. Hätte Molière seinen Avare ohne den lateinischen Dramatiker Plautus schreiben können? Und auch die französische Dichtung der Renaissance wurde von den großen lateinischen Dichtern wie Vergil oder Catull direkt inspiriert.
Durch die Beschäftigung mit antiken Texten lernen die Schülerinnen und Schüler also die großen Momente und Persönlichkeiten der Antike kennen und entdecken ein Zeitalter, deren Anklänge bis in unser tägliches Leben reichen: Unser heutiges Recht, unsere größten Bauwerke und sogar der Verlauf unserer Autobahnen sind der römischen Antike zu verdanken! Und ist nicht einer der berühmtesten Comic-Helden der Welt ein kleiner Gallier, dessen Abenteuer Groß und Klein in das Gallien der gallo-römischen Zeit eintauchen lassen?
Noch heute sind die alten Sprachen am Französischen Gymnasium ein fester Bestandteil der intellektuellen Ausbildung eines jeden Schülers.